Buchvorstellung: Furchtlos

06:00

Mit "Furchtlos" hat Andreas Adlon mal wieder alle Register gezogen.
Kurzbeschreibung
Ein Bestsellerautor lässt sich freiwillig ins Gefängnis einsperren. Was zunächst wie ein irrer Plan und ein interessantes Projekt wirkt, stellt sich schon bald als großer Fehler heraus. Er bleibt länger hinter Gittern als geplant, viel länger ...

ca. 220 Taschenbuchseiten

Meinung:
Wieder ein tolles Cover, das zusammen mit dem Klappentext sehr gut zu der Geschichte passt. Es ist grau gehalten, was ich stimmig finde, da im Knast meistens auch alles grau in grau ist.

Mein erster Gedanke beim Lesen des Klappentextes und am Anfang ist Buches war: Wer ist so blöd und lässt sich freiwillig ins Gefängnis einsperren?

Die Antwort bekommt man recht schnell, ein Autor, der meint, dass dies eine geniale Idee ist und sich dadurch erhofft, seiner Fantasie und seinem Schreibelan auf die Sprünge zu helfen, da er hier ja nicht abgelenkt wird. Aber was wäre ein Thriller ohne unerwartete Ereignisse und Probleme? Die tauchen recht schnell auf, als plötzlich alle, die wissen, dass er freiwillig eingesperrt ist, getötet werden oder spurlos verschwinden, ebenso wie seine Personalakte. Jetzt wird der Aufenthalt im Gefängnis zum bitteren Ernst, wodurch der Leser einen Einblick in den Alltag in so eine Anstalt bekommt. Aber noch interessanter ist die Frage, kommt Andre Aigner wieder frei und wer steckt hinter dem Ganzen? Das müsst ihr selber herausfinden.
Ein weiterer Krimi aus der Feder von Andreas Adlon, der mich durch seinen Schreibstil fasziniert hat. Was mir diesmal besonders gefallen hat, sind die autobiographischen Details, die die Geschichte für den Leser realistischer machen. Der Autor schafft es, dass er den Spannungsbogen bis zum Schluss steigen lässt. Aber auch den Humor hat er nicht vergessen und so musste ich ein paarmal schmunzeln.

Fazit:
Ein weiteres Meisterwerk von Andreas Adlon, das ich jedem nur empfehlen kann mit viel Spannung, aber auch Humor.

Leseprobe:
Kapitel 1
Das war der größte Fehler seines bisherigen Lebens. Sein bester Freund Michael hatte es von vornherein als Schnapsidee bezeichnet. »Welcher Mensch, der noch alle Sinne beieinander hat, lässt sich freiwillig und ohne Not in ein Gefängnis einsperren?«, hatte er ihn gefragt. Andre Aigner, der mit bürgerlichem Namen Rainer Borgstedt hieß, gefiel die Idee sehr gut. Als Bestsellerautor hatte er sich einen Namen in der Buchbranche gemacht. Was für jeden anderen wie eine irrwitzige Idee klingen musste, sollte für ihn das Paradies sein. Keine Ablenkung durch das Internet, Telefonanrufe oder Fernseher. Keine visuellen und akustischen Reize sollten ihn von seiner Berufung, dem Schreiben, abhalten können. Sicherlich, so hatte er es sich damals ausgemalt, würde er sich zunächst an die neue Umgebung gewöhnen müssen. Jeden Tag an dieselbe schäbige Wand glotzen, auf die vergitterten Fenster schauen. In einer Studie hatte er gelesen, dass ohne den Einfluss neuer Umweltreize das Gehirn nach einer gewissen Zeit anfängt zu fantasieren. Welcher Ort wäre also besser geeignet als eine Justizvollzugsanstalt. Hier waren Smartphones und Internetnutzung verboten. Einen Fernseher gab es nur in einem Gemeinschaftsraum. Zudem saß er in Isolationshaft ein. Kein Zellengenosse sollte ihn von seiner Arbeit abhalten können. Selbst auf den stündlichen Spaziergang im Gefängnishof verzichtete er im ersten Monat auf eigenen Wunsch. Die Innenausstattung bestand aus einem schlichten Holzbett, einem schmalen Schreibtisch samt Stuhl, einem Regal und einem Schrank. Ein Waschbecken und eine Kloschüssel sorgten dafür, dass die Zellen gemeinhin als Wohnklo bezeichnet wurden. Sein Laptop, der keine Internetverbindung hatte, war sein einziger Luxus. Die Zelle maß drei mal zwei Meter. Das wusste Rainer deswegen so genau, da er die Zelle gefühlte tausend Mal durchschritten hatte. In einem Fernsehbericht hatte ein Häftling darüber berichtet, wie ungewohnt die Situation für ihn war, als er zum ersten Mal seine Zelle betrat. Nicht die Enge, auch nicht die karge Ausstattung erschienen ihm schlimm, sondern die Tatsache, dass die Tür keine Klinke zum Herunterdrücken hatte. Damals belächelte er ihn für diese Aussage. Inzwischen verstand er nur zu gut, was er damit gemeint hatte. Die Freiheit, jederzeit einen Raum verlassen zu können, wurde jedem Häftling genommen. Man konnte keinen Freund besuchen, ein Restaurant aufsuchen, ins Schwimmbad oder ins Kino gehen. Der Durchschnittsbürger nahm diese Gelegenheiten nicht jeden Tag wahr. Die Gewissheit, es jederzeit tun zu können, machte Freiheit aus. Erst jetzt verstand er den Begriff 'Freiheitsstrafe' richtig. Bevor die Geschichte im Gefängnis weitergeht, sollte erzählt werden, wie alles begann.

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