Drei auf Reisen - Rezension

09:01

Douglas ist mit seinem Leben zufrieden: eine glückliche Ehe mit der Frau, die er liebt und einen Sohn, der bald aufs Collage geht. Naja, fast.
Connie eröffnet ihm eines Abends im Bett, dass sie sich von ihm scheiden möchte, sobald der gemeinsame Sohn Albie aufs Collage zieht. Doch die schon zuvor geplannte Grand Tour, eine Reise zu den Kunstschätzen Europas, wird dennoch unternommen.
Douglas will diese Chance nutzen, um seine Ehe zu retten.

Bei "Drei auf Reisen" gibt es eine gespaltene Meinung. Die einen finden es wundervoll, die anderen als das schlechteste Werk von Nicholls. Hier ist meine Meinung:

Der Schreibstil des Autors und angenehm und flüssig und die Idee, dass eine Reise eventuell eine Ehe retten könnte, klingt vielversprechend, doch richtig umgehauten hatte es mich nicht. Das Hauptproblem war, dass ich nicht mit den Figuren warm werden konnte.
Douglas fehlt jegliche Einsicht und Einfühlungsvermögen - ein langweiliger Ehemann und gescheiteter, kritisierender Vater. Er ist ein Sozialtölpel. Ständig musste ich an eine Kopie von Don aus "Rosie Projekt" denken, die hier aber versagt hat.
Es fiel mir überhaupt nicht leicht mich in den Ich-Erzähler hineinzuversetzen. Hier hat hauptsächlich der Schreibstil und die Idee mich zum Weiterlesen angetrieben.
Noch dazu fand ich die Charaktereigenschaften der Familie im Einzelnen zwar realistisch, doch zusammen ... die Gründe, warum sie jetzt so sind, wie sie sind, sind zwar da, doch der Funke ist bei mir einfach nicht übergesprungen. Zusammen wirkten die Drei nicht echt für mich.
Connie ist eine flippige, künstlerische Frau, die aber am Ende des Tages nichts vernünfitges auf ein Blatt bringt. Der Vorschlag, trotz des Wissens, dass man sich am Ende trennen möchte, dennoch die geplannte Reise anzutreten, war wenig nachvollziehbar.
Wieso etwas unnötig hinzuhalten, so zu tun als wäre nichts, Händchen halten und sogar Sex haben?
Auch mit dem - in meinen Augen verzogenen - Sohn Albie kam ich nicht zurecht. Douglas hatte wenig Zeit für seine Familie übrig gehabt, wodurch sich Albie ihn ablehnt und seine Mutter quasi vergöttert. Sollte er aber da sein, so war er alles andere als ein liebevoller Vater.
Mit der Zeit, je mehr ich die Figuren kennenlernte, desto mehr konnte ich sie verstehen, doch der Funke sprang am Ende doch nicht über.

Die Reise selbst zeigte, wie die einzelen Personen tatsächlich zueinander stehen und wie fremt sie sich in Wirklichkeit sind.
Wer vor dem Kauf aufmerksam die Beschreibung ließt weiß, dass "Drei auf Reisen" nicht aktiongeladen ist, dass ist klar. Wer aber auf Road Trips steht und schon vorher ein Fan des Autors ist, wird hier sehr wahrscheinlich nicht enttäuscht werden - ob es stimmt, dass "Drei auf Reisen" ein weniger guter Roman von David Nicholls ist, kann ich nicht sagen, dafür fehlt mir ein Vergleich.
Jedoch erscheint nächstes Jahr die Taschenbuchausgabe von "Zwei an einem Tag" bei Kein & Aber im neuen Design und weil mir der schon so oft ans Herz gelegt wurde, werde ich Emma und Dexter eine Chance geben ;)

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