Buchvorstellung: Verlockende Affäre

10:00

Heute darf ich euch ein ganz besonderes Buch vorstellen. Es ist "Verlockende Affäre" von Vivien Johnson. Das Buch erscheint am 27.11.2015 bei Klarant Verlag und kann ab 20.11.2015 vorbestellt werden.

Hier erst einmal der Klappentext für euch:

Nur wenige Wochen sind Abigail und Marvin verheiratet, und diese kurze Zeit hat beide verändert. Sie will für ihren Mann die perfekte Frau sein, doch Marvin wird immer dominanter und Abigail stellt sich die Frage, wie sie mit einem Mann zusammenleben kann, der ihr das Gefühl gibt, in der Liebe hin- und hergerissen zu werden.

Die Begegnung mit ihrem neuen Nachbarn Dan wird Abigails Leben für immer verändern: Sie spürt eine nie gekannte unwiderstehliche Anziehungskraft zu diesem attraktiven Mann, der sie zum Lachen bringen kann und ihr den Mut und die Kraft gibt, zu kämpfen. Beide kommen sich näher und beginnen eine verbotene Affäre. Dan verschafft ihr ungeahnte sinnliche Lust, die Gefühle zwischen den beiden werden immer stärker. Doch der Konflikt, in dem Abigail nun steckt, scheint unlösbar, denn sie kann ihren Ehemann nicht verlassen ...





Hier eine kleine Leseprobe aus dem Buch:

Abigail

Aufgeregt stellte ich den Wagen ab, ging zur Haustür und öffnete sie. „Marvin? Bist du da?“, rief ich, doch es kam keine Antwort. Ein wenig enttäuscht ließ ich meine Handtasche im Flur stehen und ging in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen, den Umschlag immer fest in meinen Händen. Ich wich den Kartons aus, die noch im Weg standen, und konnte mein Glück immer noch nicht fassen. Ich hatte all das, wovon ich nie im Leben gedacht hätte, dass es so schnell geschehen würde. Während meiner Studienzeit auf der Uni hatte ich meinen Ehemann kennengelernt – unfassbar, wie gut sich dieses Wort anhörte. Wir kamen recht schnell zusammen, nachdem er mich umworben hatte, wie es sich für einen Mann gehörte. Nie hatte ihn eine andere Frau an der Universität interessiert. All meine Kommilitoninnen waren so ganz anders gewesen als ich und ich konnte selbst jetzt noch über sie nur den Kopf schütteln – genauso wie Marvin. Sie waren nur auf Partys unterwegs gewesen, tranken viel Alkohol und wie ich von meiner Mitbewohnerin hautnah mitbekommen hatte, schleppten sie auch einige Männer ab. Ich ekelte mich allein bei dem Gedanken daran, je einen anderen Liebespartner als meinen Mann zu haben, während diese Frauen wöchentlich die Männer wechselten. Ich konnte nicht nachvollziehen, was daran reizvoll sein sollte. Ich schüttelte den Kopf, trank einen Schluck, setzte mich an den Küchentisch und öffnete den Umschlag. Zum Vorschein kamen die ersten privaten Bilder unserer Hochzeit. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich fühlte mich an den Tag – der nur eine Woche her war – zurückversetzt.
„Du siehst so wunderschön aus, Abigail“, sagte Marvin zu mir, als wir auf der Tanzfläche standen und der typische Hochzeitstanz begann. 1-2-3, 1-2-3, wiederholte ich in Gedanken und versuchte mich darauf zu konzentrieren, was Marvin gesagt hatte. „Danke schön.“ Ich spürte, wie eine leichte Röte meinen Kopf und mein Dekolleté zierte. Seit knapp drei Stunden konnte ich Marvin meinen Mann nennen. Meine Eltern waren wahnsinnig stolz auf mich, mein Studium, was ich vor knapp einem Jahr abgeschlossen hatte, war passé und ich konnte mich nun auf das konzentrieren, wofür ich geboren war: Kinder kriegen.
Marvin führte mich hervorragend durch den Tanz und allein bei der Vorstellung, was heute Nacht traditionell passieren würde, wurde mir ein wenig mulmig. Doch mir war bewusst, dass es dazugehörte. Anders konnte ich eben nicht schwanger werden.
Bei dem Gedanken an meine Hochzeitsnacht wurde ich nervös. Ich fand es schön, wie Marvin mich berührt hatte, wie es sich angefühlt hatte, als er in mir war. Doch Marvin war genauso wie ich erzogen worden. Als ich die Fotos durchgesehen hatte, setzte ich den Kaffee auf und sah auf die Uhr. Marvin würde gleich nach Hause kommen und bis dahin sollte ich etwas zu essen bereitstehen haben. Immer noch schlug mein Herz bei dem Gedanken schneller und ich atmete tief durch, um mich ein wenig zu beruhigen. Ich wollte nicht, dass Marvin mich so sah.
„Ich habe heute mein erstes technologisches Wunder gehabt“, erzählte Marvin beim Abendessen aufgeregt. Meine Welt drehte sich nur noch um ihn und ich fand es toll. Ich hörte ihm gespannt zu, als er mir etwas von einem neuen Computerteil erzählte, an dem er mit beteiligt war, und ich fragte mich, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich Marvin nicht kennengelernt hätte. Doch sofort schalt ich mich selbst für den Gedanken. Ich liebte Marvin, war seit zwei Jahren glücklich mit ihm und wenn ich ihm erst die Kinder geschenkt hätte, wie wir es uns wünschten, wäre meine Welt perfekt. Endlich konnte ich das Leben meiner Mutter führen und hatte nichts, aber auch gar nichts auf der Welt vermisst. „Warst du schon beim Frauenarzt?“, fragte Marvin und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. „Nein, aber ich habe für übermorgen einen Termin.“ Genervt schüttelte er den Kopf. „Abigail, du hast nichts anderes zu tun, als dich darum zu kümmern, wie wir eine Schwangerschaft vorantreiben können. Ich will nicht so oft … du weißt schon.“ Röte schoss in meinen Kopf. Uns beiden war es unangenehm, über dieses Thema zu reden. Was für andere ‚normal‘ war, glich in unseren Familien einer Schande. „Es tut mir leid, aber sie hatten für heute keine Termine mehr“, entschuldigte ich mich und Marvin schnaufte nur. „Immer diese Ausreden.“ Er schüttelte den Kopf. Doch für mich war dieses Verhalten in Ordnung. Ich fand es gut, wenn er mir sagte, dass ich etwas nicht nach seinen Vorstellungen machte. Alles andere wäre nicht gut.
Als ich die Küche aufräumte, rief Marvin mir zu, dass ich ihm ein Bier bringen sollte. Ich machte mich sofort daran. Eine perfekte Frau hörte auf ihren Mann. Die Worte meiner Mutter schlichen sich in mein Gedächtnis und ich konnte dabei nur lächeln. Meine Mutter hatte mir viel gelehrt. „Hier“, sagte ich zu ihm, als ich ihm das Bier reichte. „Setz dich zu mir“, bat Marvin mich und ich kam seinem Wunsch nach. Er hatte die Nachrichten angeschaltet und schüttelte bei jedem Beitrag über die Regierung den Kopf. „Es ist einfach nur abartig, was die Regierung mit uns macht.“ Ich äußerte mich nicht dazu. Ich hatte Politikwissenschaften studiert, wusste genau, was die Regierung dort trieb. Doch ich hatte mich einmal auf eine Diskussion mit ihm eingelassen, nie wieder würde ich es wagen, ihm zu widersprechen.
Marvin ließ den Sender laufen und als die Uhr irgendwann zur zehnten Stunde schlug, sagte ich ihm Gute Nacht und fing an, mich bettfertig zu machen. Im Bett drehte ich mich jedoch von einer Seite auf die andere. Immer wieder wanderten meine Gedanken zurück zu unserer Hochzeitsnacht.
„Du siehst so wunderschön aus in deinem Hochzeitskleid. Ich will es dir gar nicht ausziehen.“ Marvin stand in der Suite im Hotel vor mir, welche wir von meinen Eltern als kleinen Zusatz für eine Nacht geschenkt bekommen hatten. „Danke“, erwiderte ich und eine leichte Röte zierte meine Wangen. Mit seinem Finger strich er über mein Schlüsselbein, auf dem sich sofort eine Gänsehaut ausbreitete. „Ich weiß, wir beide haben das noch nicht gemacht, doch ich will, dass es für dich eine schöne Nacht wird.“ Sein Mitgefühl war schon immer das, was ich an ihm besonders liebte. Von Anfang an war er so zu mir gewesen. Er ging hinter mich, die Musik lief leise im Hintergrund und er fing an, die Knöpfe an meinem Kleid zu öffnen, streifte es mir langsam von meinen Schultern.
Gänsehaut überzog meinen Körper allein schon bei dem Gedanken daran. Des Öfteren hatte ich in der Zeit jetzt schon versucht, das mit ihm zu wiederholen, doch bisher hatte nichts funktioniert. Dabei sehnte ich mich so nach dem Gefühl, wenn er in mir war.
Weich gebettet lagen wir auf dem großen Kingsize-Bett und küssten uns sanft. Ich hatte noch meine Unterwäsche an und auch er seine Shorts. Doch eindeutig zeichnete sich darunter etwas ab, was ich bisher nur aus dem Sexualkundeunterricht kannte, und es jagte mir eine Heidenangst ein, wenn ich ehrlich sein sollte. „Es wird alles gut und nicht wehtun“, versuchte Marvin mich zu beruhigen und küsste sich meinen Hals hinab, öffnete nebenbei den BH und warf ihn über die Bettkante. Ein wohliges Gefühl machte sich in meiner Mitte breit und ich konnte es irgendwie immer weniger abwarten. Sein Mund schloss sich um meine Brustwarzen und ich hätte nie gedacht, dass ich dort so empfindlich sein könnte. Doch es fühlte sich gut an, sehr gut. Er machte weiter, bis er an meinem Slip ankam, und ich zierte mich ein wenig, als er ihn abstreifte. Bisher konnte ich es immer verhindern, dass er mich ganz nackt sah, doch jetzt führte da kein Weg mehr dran vorbei. Als er mir auch den ausgezogen hatte, hauchte er mir einen Kuss auf meine Mitte. „Wunderschön“, flüsterte Marvin und strich über meine Haare. In vielen Frauenzeitschriften, die ich las, stand, dass die Frauen sich rasierten, doch ich hielt bisher nicht viel davon. Doch jetzt? Ich wusste nicht, ob ich es in Betracht ziehen würde. Marvin kam wieder über mich und küsste mich auf den Mund. „Gleich ziept es bestimmt kurz, aber danach wird es hoffentlich schön für dich, okay?“ Ich nickte hektisch und war kurz davor, einen Rückzieher zu machen. Doch Marvin strich über meine Seiten, bis hin zu meiner Hüfte, und dirigierte sich dann zu meinem Eingang.
Als ich hörte, wie Marvin den Fernseher ausmachte, drehte ich mich schnell auf die Seite und versuchte meinen erhöhten Herzschlag zu beruhigen. Ich musste wohl warten, bis Marvin wieder auf mich zukam, was die ehelichen Pflichten betraf. Ein wenig enttäuscht darüber schloss ich meine Augen und versuchte einzuschlafen.
Am nächsten Morgen setze ich mich mit meiner Tasse Kaffee auf die Veranda und beobachtete die Vögel sowie das bunte Treiben in der Nachbarschaft. Das Frühstück für Marvin stand schon auf dem Tisch, ich hatte mir vorgenommen, später am Morgen etwas zu mir zu nehmen. Ich winkte meiner Nachbarin zu, die gerade die Zeitung reinholte, in einem weiteren Garten wurde der Rasensprenger angestellt und mein Blick fiel auf das Haus, welches neben unserem stand. Seit Marvin und ich uns für unser Haus interessiert hatten, stand ein ‚Zu Verkaufen‘-Schild vor dem Nachbarhaus – wenn nicht sogar noch länger. Doch niemand schien es kaufen zu wollen. Wenn man es sich jedoch näher ansah, konnte man nachvollziehen warum. Die Fenster brauchten dringend einen Anstrich, der Garten war überwuchert von Unkraut und das Innere des Hauses erst ... Es war einfach heruntergekommen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass dort jemals einer einziehen würde. Zumindest nicht, ohne ganz viel Geld hineinzustecken. „Darling?“, rief Marvin und ich erhob mich mit einem Seufzen. Ich mag die Ruhe am Morgen, dachte ich, öffnete die Haustür und trat ein. „Bin hier“, erwiderte ich und er steckte den Kopf aus der Küche. „Vielen Dank für das leckere Frühstück“, sagte er, als ich in die Küche kam, und er zog mich in seine Arme. Es gab selten Momente zwischen uns, in denen er so stürmisch war. Er drückte seine Lippen auf meine und küsste mich intensiv. „Ich spüre, dass heute ein guter Tag wird“, flüsterte er dicht an meinen Lippen, hauchte noch einen Kuss darauf und ließ mich vollkommen verdattert in der Küche stehen. Und ich hatte das Gefühl, von solchen Momenten zu leben, ihn noch mehr zu lieben. Ich hörte, wie er den Motor des Wagens anstellte und vom Hof fuhr. Ich drehte mich einmal in meiner Küche um und stöhnte bei dem Gedanken auf, wie viel Kartons ich noch auspacken musste. Auch wenn Marvin und ich vorher nicht zusammengelebt hatten, so hatte sich doch allerhand Kram angesammelt, der in unserem Haus ein Plätzchen finden wollte. Ergeben machte ich mich daran, die Kartons auszuräumen, und konnte dabei nur daran denken, wie Marvins Hände über meinen Körper strichen, sich eine ungewohnte Wärme in meinem Inneren ausbreitete. Ich brauche ihn, dachte ich und stellte mit einem boshaften Blick auf die Uhr fest, dass es noch ewig dauern würde, bis Marvin wieder bei mir war. Und ob er dann seinen ehelichen Pflichten nachkam, war eine ganze andere Sache.
Am Abend betrachtete ich stolz mein Werk, als ich den Wagen auf den Hof fahren hörte. Ich hatte heute die Hälfte aller Kartons ausgeräumt und sogar noch ein Essen für Marvin gezaubert, mit dem er nicht gerechnet hatte. „Guten Abend, Darling“, begrüßte er mich mit einem keuschen Kuss auf den Mund und lächelte mich an.
„Hattest du einen schönen Tag?“, fragte ich, als ich seine Tasche nahm, die Brotdose herausholte und sie in die Spülmaschine stellte. „Er war perfekt. Mein Chef hat mich gelobt und will mich weiter an die Spitze befördern.“ Er strahlte richtig und nahm mich dabei fest in den Arm. „Das ist doch super“, erwiderte ich und freute mich für ihn. Da er ein Semester vor mir mit dem Studium fertig geworden war, arbeitete er jetzt schon knapp eineinhalb Jahre bei einer ortsansässigen Firma und wollte dort richtig durchstarten. Dass er es jetzt auch noch schaffte, freute mich einfach wahnsinnig für ihn. „Bringst du mir zum Essen bitte ein Bier?“, fragte er mich, als er schon auf dem Weg ins Wohnzimmer war und erstaunt in der Tür stehen blieb. „Womit habe ich denn dieses tolle Essen verdient?“ Er drehte sich zu mir um und grinste mich an. „Ich dachte einfach, dass es ein guter Tag ist“, wiederholte ich seinen Satz vom Morgen und er lächelte daraufhin noch breiter. „Ich liebe dich, Abigail Hobbs“, flüsterte er, als er mich zu sich gezogen hatte. „Und ich liebe dich, Marvin Hobbs.“ Er küsste mich kurz auf den Mund, doch bevor es leidenschaftlicher wurde, löste er sich von mir. Innerlich seufzte ich auf. Auch wenn heute bei ihm ein guter Tag war, so hieß das noch nicht, dass ich etwas davon spüren würde. Wir setzten uns an den Tisch und fingen an zu essen, doch meine Gedanken waren nicht hier. Immer wieder versuchte ich daran zu denken, was noch zu machen war, während Marvin von seinem Tag erzählte und mich mehr oder weniger dabei unterbrach. „Wann hast du morgen deinen Termin?“, fragte er und legte seine Hand auf meine. Ich zuckte kurz zusammen und antwortete ihm: „Gegen Mittag.“ „Wenn es für dich in Ordnung ist, würde ich gerne mitkommen.“ Ich sah ihn ein wenig verdattert an. Noch nie war er mit beim Frauenarzt gewesen und ich fand, dass es auch nicht angebracht war, solange ich nicht schwanger war. Was wollte er denn da? Doch wenn ich ihm jetzt widersprach, dann würde es in einem Streit enden, und das wollte ich nicht. Ich wollte einen netten Abend mit ihm verbringen und vielleicht noch das eine oder andere erleben.
„Guten Tag Madam Hobbs, es freut mich, Sie mit neuem Namen begrüßen zu dürfen.“ Meine Frauenärztin, Doktor Miller, reichte mir die Hand. „Und Sie müssen Mister Hobbs sein?“, fragte sie Marvin, der sich betont freundlich vorstellte. So wie wir beide es von Haus aus gelernt hatten.
Wir setzten uns vor den großen Mahagoni-Schreibtisch und sie sah uns abwartend an. „Was kann ich denn für Sie tun?“ Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, ergriff Marvin das Wort. „Abigail nimmt ja nun schon seit Jahren die Pille“, fing er an und Doktor Miller nickte. „Ja, zur hormonellen Steuerung.“ „Wir haben ja nun geheiratet und möchten natürlich so schnell wie möglich Nachwuchs bekommen. Wie schnell ist die Pille abgesetzt?“ Doktor Miller schaute erstaunt zwischen uns hin und her. Ich fühlte mich ein wenig unbehaglich, was sie zu merken schien. „Nun, die Pille kann Madam Hobbs sofort absetzen. Doch bei den Hormonen, das hängt ganz davon ab, wie der Körper sie abstößt. Das ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Es kann sofort passieren, kann aber auch Wochen oder Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern.“ Marvin stöhnte auf. „Doktor Miller, das verstehe ich. Doch worauf ich hinausmöchte: Gibt es irgendwelche Mittel und Wege, dass die Hormone schnell abgebaut sind beziehungsweise Abigail schnell schwanger wird?“ Jetzt war es an mir, ihn erstaunt anzusehen und wirklich überrascht zu sein. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. „Mister Hobbs, so etwas kommt nur in Frage, wenn es nach mehreren Monaten oder Jahren nicht zu einer Schwangerschaft kommt. Ich kann mir denken, dass Sie es noch nicht lange versuchen, oder? Wenn Sie gerade erst verheiratet sind?“ Marvin nickte.
„Jedoch liegt mir nichts daran, es lange hinauszuzögern, Doktor Miller, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir eine dieser Therapien ausprobieren könnten, um eine Schwangerschaft in Gang zu bringen.“ Ich schluckte schwer. Das konnte nicht sein Ernst sein, oder? Bestimmte er gerade darüber, ob ich Hormone bekommen sollte? Doktor Millers Blick lag auf mir und sie musste erkennen, dass es mir nicht wirklich gut ging. „Mister Hobbs, haben Sie irgendetwas gegen Sex einzuwenden?“, fragte Doktor Miller direkt. Erschrocken holten wir beide Luft und ich konnte meinen Ohren kaum glauben. „Das geht Sie nichts an“, sagte Marvin entschieden, als er sich wieder eingekriegt hatte. „Mister Hobbs, ich kann mir denken, wie Sie zu dem Thema stehen, Ihre Frau und ich haben uns schon ausführlich darüber unterhalten. Doch ich werde Ihre Frau keiner Hormontherapie aussetzen, die zurzeit noch nicht notwendig ist. Versuchen Sie, auf normalem Wege schwanger zu werden, und glauben Sie mir, es wird schneller funktionieren, als Sie denken. Sex soll Spaß machen und ist nicht nur für das Kinderzeugen gut. Lernen Sie Ihren Körper und den Ihrer Frau erst einmal richtig kennen, bevor Sie sich mit so etwas wie einer Schwangerschaft auseinandersetzen. Haben Sie Spaß im Bett. Denn das ist es, was eine Partnerschaft auch ausmacht. Vergessen Sie das nicht.“ Vollkommen geschockt saß ich auf dem Stuhl, die Hand vor dem Mund, und wagte es kaum zu atmen. Mit dieser Ansprache hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Abigail, wir gehen!“, sagte Marvin entschieden und stand auf. „Madam Hobbs, denken Sie an meine Worte!“ Doktor Miller sah mich eindringlich an, doch es lag ein Lächeln auf ihren Lippen. Ich erwiderte es kurz, bevor ich von Marvin an der Hand aus der Praxis gezogen wurde, direkt zum Auto. Auf dem Heimweg brach die Wutattacke aus. „Ich weiß nicht, was der Frau einfällt. Und wie kannst du mit einer fremden Person über deinen sexuellen Status reden?“ Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Sie ist meine Frauenärztin und fragt mich automatisch nach solchen Dingen aus“, erwiderte ich. Doch das hätte ich nicht machen sollen. „Abigail, es geht diese Frau nichts an, was wir beide für ein Sexleben führen!“ „Welches Sexleben denn?“, fragte ich und handelte mir einen bösen Blick ein. „Du weißt, wie wir beide erzogen wurden. Willst du das jetzt ändern?“ „Nein, aber mir hat das eine Mal mit dir sehr gut gefallen. Es wäre schön, wenn wir das vielleicht wirklich öfters machen könnten.“ Ich senkte meinen Blick und spielte an meinem Ärmel rum. Marvin hielt am Straßenrand und nahm meine Hände in seine. „Abigail, mir hat es auch viel Spaß gemacht. Es war vollkommenes Neuland für mich, wie sinnlich du in dem Moment warst ... All das habe ich in den letzten Tagen nicht vergessen. Doch trotzdem kann ich die Worte meiner Eltern auch nicht vergessen. So etwas ist für eine Ehe nicht gut. Es kann alles kaputt machen und ich finde, dass wir beide es bei den paar Malen belassen sollten, bis du schwanger bist.“ Da ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte, nickte ich nur. Ich wusste, dass er recht hatte, doch schwirrten mir die Worte von Doktor Miller im Kopf herum. Sex soll Spaß machen und ist nicht nur für das Kinderzeugen gut. Aus den Augenwinkeln schaute ich zu Marvin, der sich wieder in den Verkehr einfädelte. Gerne hätte ich mehr Sex mit ihm gehabt. Aus dem Spaß heraus und nicht, weil ich vielleicht gerade einen meiner fruchtbaren Tage hatte.
Ich seufzte innerlich und wusste nicht, was ich zu alldem sagen sollte. Es tat mir weh, dass Marvin mich anscheinend sonst gar nicht anziehend fand. Doch ich würde mich damit abfinden müssen. So wurde ich erzogen und ich würde genau diesen Lebensstil weiterführen. „Machst du uns gleich was zu essen?“, fragte Marvin, als wir in die Straße einbogen, in der wir wohnten. „Eigentlich wollte ich noch kurz in den Garten“, erwiderte ich und Marvin schüttelte mit dem Kopf. „Das kannst du danach immer noch machen“, sagte er entschieden und ich fügte mich ein weiteres Mal seinem Wunsch. Kurz kam der Gedanke in mir auf, ob ich den Rest meines Lebens so weiterleben wollte. Doch ich hatte mich für Marvin entschieden. An der Uni hätte ich einen anderen Weg einschlagen können, wollte es jedoch nicht. Ich dachte an Kim, meine Mitbewohnerin auf dem Campus, und fragte mich, was sie gerade so machte. Sie hatte ein ganz anderes Leben geführt als ich, war auf Partys unterwegs, hatte Männer kennengelernt, die obszöne Andeutungen gemacht hatten. Zu genau wusste ich noch, wie ich mich immer davor geekelt hatte, jedoch fragte ich mich gerade, ob ich nicht etwas verpasst hatte, eventuell sogar immer noch etwas verpasste. Doch sofort schalt ich mich für diese Gedanken. Ich hatte es mit Marvin wunderbar getroffen und er war ein Mann, der mich bedingungslos liebte, alles für mich tat. Und wenn ich mit ihm keinen Sex oder sonst irgendwelche Zuneigungen aus reinem Spaß bekam, dann würde ich damit leben und für ihn zurückstecken. Immerhin war er derjenige, der das Geld nach Hause brachte. Kim würde dieses Denken gleich wieder als veraltet darstellen. Doch ich musste Marvin recht geben. So wurden wir beide erzogen und ich dachte nicht daran, Schande über meine Familie zu bringen, weil ich auf einmal das Gefühl hatte, ausbrechen zu müssen. Ich würde alles genau so machen, wie es mir meine Eltern vor Jahren schon eingeflößt hatten. Also machte ich mich daran, ein wunderbares Essen für Marvin zu zaubern und die eventuellen Wogen zwischen uns zu glätten. Denn ich hasste nichts mehr als Streit.

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